Es ist sicher ungewöhnlich, dass ein ausgebildeter und auch praxiserprobter Sänger den Weg in die Kommunalverwaltung findet. Als ich 1993 nach Deutschland kam, wollte ich nur mein Musikstudium fortsetzen, eine andere Kultur kennenlernen und eine fremde Sprache erlernen. Doch ich fand meine zusätzliche Berufung in Pädagogik und Schule, weil es mir große Freude macht, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und anzuleiten. Und ich fand meine Leidenschaft für die Mitgestaltung von Veränderungs- und Lernprozessen. Mein Werdegang begann mit einem Gesangsstudium als Operntenor am Oberlin Conservatory of Music in Ohio, USA. Später bin ich an die Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart gewechselt, an der ich in 1997 meine Diplom-Prüfung abschloss. Im ersten Berufsleben war ich Opernsänger am Theater der Stadt Koblenz und am Aalto Musiktheater in Essen. Über einen Umweg bin ich Referendar geworden für das Lehramt Musik, Sekundarstufen I. u. II an Gymnasien und Gesamtschulen, welches ich mit einem 2. Staatsexamen in 2007 erfolgreich abschloss. Es folgten dann eine Anstellung als Studienrat am Stiftischen Humanistischen Gymnasium in Mönchengladbach und später die Beförderung zum Oberstudienrat, zuständig für die Koordination des musisch-literarischen Schwerpunktes, am Gymnasium Thomaeum in Kempen. Ich habe es in einem mir zunächst fremden System geschafft, 2008 verbeamtet zu werden, mich erfolgreich in die Gesellschaft zu integrieren und ebenfalls in 2008 die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen. Nebenbei habe ich mich in vielen Bereichen weiter qualifiziert und politisch engagiert. Mein Anspruch ist, diese Gesellschaft zukunftsfähig zu machen und dabei unter Einbeziehung aller auf Augenhöhe Zukunftschancen gemeinsam zu gestalten. Wir haben erlebt, wie über Jahrzehnte hinweg Flickschusterei mit unseren Autobahnbrücken getrieben wurde und welche verheerenden Folgen es für die Gesellschaft hat, wenn auf einmal die Lebensader der Republik nicht befahrbar sind. So wie die Autobahnen weltweite Anerkennung erlangten, ging es auch unserem Bildungssystem: Das deutsche Abitur galt weltweit als Vorbild im Bereich Bildung. Dass beide also Autobahnen und Abitur, marode sind, dient als sinnbildlicher Fingerzeig und Handlungsaufforderung zur Gestaltung der Zeitenwende. Die Bedürfnisse unserer sich verändernden Gesellschaft, globale Krisen - all dies sind Signale, die neue Gestaltung fordern. Wir müssen den Mut finden, neben dem Bestehenden etwas Neues zu wagen. Wir müssen Ufer, die sich gefühlt ständig weiter voneinander entfernen, zueinander führen - und zukunftsfest machen, in dem wir Zukunftsbrücken bauen. Wir müssen lernen, dass Bildungsinstitutionen von Menschen für Menschen gemacht sind! Wir müssen ganztägiges Leben und Arbeiten miteinander architektonisch im Einklang bringen. Die ewige Bevorzugung von Mathe, Deutsch und Englisch muss konsequent in fächerüberwindendes Denken in Gebieten wie "Nachhaltigkeit" oder "Glück" weiter gedacht werden. Wir verpulvern Zeitressourcen hauptsächlich darin, Belege in Form von Noten als vermeintlich wissenschaftliche Bestätigung des Althergebrachten herzustellen. Warum gibt es zu wenige Lehrkräfte? Weil ihnen der Sinn der Arbeit fehlt, weil sie keine Freiräume zur Selbstgestaltung und Selbstverwirklichung erfahren. Warum gibt es so viel Verdruss und Unlust auf Lernen? Weil das, was unterrichtet wird, nicht mehr dem entspricht, was unsere Gesellschaft benötigt, um tatkräftig Zukunftskunst zu gestalten! Die Vielfalt unserer Gesellschaft muss sich in der Politik und Verwaltung abbilden. Um diesem Anspruch durch persönliches Engagement gerecht zu werden engagiere ich mich als Fellow der Politik Akademie der Vielfalt, eine Initiative des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrates und als aktives Parteimitglied bei Bündnis 90 / Die Grünen, wo ich dem Vorstand des Kreisverbandes Viersen angehöre, Mitglied in den Landesarbeitsgemeinschaften Bildung, Kultur, Queer und BNE bin, Leiter der Kreisarbeitsgemeinschaften Bildung und Vielfalt, Vielfaltspolitischer Sprecher des Kreisverbandes Viersen und Vorsitzender meiner Ortsverbandes Grefrath bin. Hauptberuflich leite und gestaltet ich die Geschicke des Regionalen Bildungsnetzwerks der Ruhrgebietsmetropole Oberhausen als zentrales Netzwerkrad an der Nahtstelle zwischen Kommunalen- und Landesaufgaben. Die Schwerpunkte meiner dortigen Arbeit liegen im Bereich der kulturellen- und der digitalen Bildung. Wir waren einmal das Land der Dichter und Denker - ein Land mit einem Bildungssystem, um das die Welt uns beneidete! Spätestens seit der Corona-Krise ist klar geworden, dass das ewige Löschen symptomatischer Brände in unserem Bildungssystem uns nicht weiter bringt! Wir müssen endlich damit anfangen, die Brücke der Bildung neu zu bauen - und zwar auf Augenhöhe mit allen an Bildung Beteiligten: Lehrende, Lernende, Eltern, Bürger:innen. Wir müssen lebenslange Bildungsbiografien begleiten lernen, um den Anforderungen unserer sich verändernden Gesellschaft gerecht zu werden! Wir müssen verstehen, dass es nicht reicht, allein Symptome zu behandeln und wir müssen endlich mit der Neugestaltung beginnen! DigitalSchoolStory bietet genau diese Form des „Neudenkens“ von Bildung. Bildung ist eine lebensbereichernde, lebenslange Aufgabe, die viel mehr ist als nur Schule. Zur konstruktiven Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit brauchen alle Teile der Gesellschaft transformatives denken und gestalten in Bezug auf wie wir in Zukunft arbeiten, leben und uns als Gesamtgesellschaft weiterentwickeln wollen! Mit den richtigen Fragen fallen die Antworten von allein ab! Machen wir uns gemeinsam auf die Suche.
Glück